Es ist nicht genau bekannt, wann das große Loch in der Außenmauer entstanden und die Zwischendecke herabgebrochen sind. Notdürftig wurde damals die Außenwand links und rechts der eingestürzten Mauer gesichert und die frei in der Luft hängenden Deckenbalken abgestützt. In diesem Zustand überwinterte der Südflügel die letzten Jahrzehnte. Von Jahr zu Jahr wurde dabei die Bausubstanz schlechter. Deshalb wurde von der Bauberufsgenossenschaft seit dem letzten Jahr strengstens verboten, das Innere des Südflügels zu betreten. Niemand wollte und konnte die Verantwortung übernehmen.
Die Außenkonstruktionen sind im Laufe der Jahre mehr oder weniger wertlos geworden, da die ständige Feuchtigkeit die Balken verfaulen ließ. Zu großen Teilen waren sie nur noch Attrappe. Man muss sich deshalb wundern, warum der Südflügel nicht eingestürzt ist. Vielleicht blieb er aus reiner Gewohnheit stehen.
Zur Rettung des Gebäudes musste daher schnell gehandelt werden. Aus diesem Grunde erhielt das Architekturbüro Fischer den Auftrag, die Notsicherung zu planen und während der Ausführung zu begleiten.
Die Maßnahmenbeschreibung des Architekturbüros hat folgenden Wortlaut:
Der Südflügel ist akut einsturzgefährdet. Die Ostfassade ist im mittleren Bereich von Gelände-oberfläche bis Traufe auf einer Länge von ca. 9,00 m eingestürzt. Das Dach ist derzeit nur wegen der Scheibenwirkung der Dachschalung noch nicht eingefallen. Die vorhandenen Notsicherungen der Ostfassade haben ihre Wirksamkeit verloren und sind nicht mehr tragfähig. Es ist eine schnellstmögliche Sicherung der Außenwand erforderlich, da bei weiterem Einsturz auch das Dach an Tragfähigkeit verliert und einzustürzen droht.
Die geplante Notsicherung umfaßt folgende Arbeiten:
An der Westfassade wird ein Arbeitsgerüst aufgebaut. Die Schuttkegel vor der Ostfassade sind abzubauen. Anschließend wird vor der Ostfassade zur Einsturzsicherung eine Bohlenstützwand errichtet. An der Ost- und Westfassade werden zur Sicherung der Dachkonstruktion paarweise Schrägabstützungen an den auskragenden Gespärrezerrbalken eingebaut. Im Gebäudeinneren wird im Kellergeschoß das Gewölbe abgestützt und im Erdgeschoß der auf dem Kellergewölbe lagernde Bauschutt aus eingestürzten Bauwerksteilen entfernt. Im Erdgeschoß soll ein Raumgerüst zum Abfangen der Dachkonstruktion eingebaut werden. Nach der Gebäudesicherung sind an der Ostfassade vor dem Gebäude die vorhandenen nicht mehr tragfähigen Holzabstützungen aus früheren Sicherungsmaßnahmen abzubauen und zu entsorgen.
Die Gesamtkosten für die Notsicherung betragen gemäß Kostenberechnung vom 07.04.09 EUR 67.000,00 inklusive Baunebenkosten und 19% Mehrwertsteuer.
Wie es zum erfolgreichen Abschluss der Rettung des Südflügel kam, können Sie in der Bildergalerie Notsicherung-Südflügel genau verfolgen.