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Kloster Reichenstein ist »Sanierungsfall«
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Benediktiner des französischen Klosters »Unsere liebe Frau von Bellaigue« sind sich der großen Aufgabe bewusst. |
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REICHENSTEIN. 24.Nov.2010. Zuständig für die als dringlich eingestuften Sanierungsarbeiten sind seit 2008 die Benediktiner des französischen Klosters »Unsere liebe Frau von Bellaigue«, die damals das Kloster übernahmen. Mit den Benediktinern soll nach langen 200 Jahren wieder klösterliches Leben in Reichenstein einziehen, das auf eine bewegte Vergangenheit verweisen kann.
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Der Südflügel des Klosters Reichenstein konnte vor dem Einsturz gerettet werden. |
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Die Anlage geht bis auf die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück, als die Grafen von Limburg auf der Anhöhe über der Rur eine Burg errichteten, um ihre Besitztümer zu sichern. Doch schon um 1135 wurde die Burg den Prämonstratensern von Kloster Steinfeld übergeben, so dass diese die Anlage in all den folgenden Jahrhunderten als Kloster nutzen konnten. Nach fast 700 Jahren Klosterbetrieb wurde im Jahr 1802 der langen Ordenstradition in Reichenstein ein jähes Ende gesetzt: Die staatliche Enteignung aller kirchlichen und klösterlichen Besitztümer führte auch zur Enteignung und Vertreibung der letzten Prämonstratenser Chorherren. Nach Leerstand bis 1808 wurde es von verschiedenen Eigentümern als privates landwirtschaftliches Gut geführt. Die wechselvolle Geschichte hatte Folgen: Die alten Kreuzgewölbe, die in ihrem Ansatz an den Innenwänden der Kirche noch zu erkennen sind und ursprünglich den ganzen Kirchenraum überspannten, sind durch die sachwidrige Nutzung als Heulager und Vorratsraum durch frühere Eigentümer für immer verloren gegangen.
Die Benediktiner des französischen Klosters »Unsere liebe Frau von Bellaigue« haben sich nach der Übernahme des Klosters Reichenstein viel vorgenommen. Insgesamt 20 Mönchszellen, 15 Gästezellen, ein Refektorium, verschiedene Werkstätten, eine Krypta, ein Kreuzgang, eine Pflanzenkläranlage, eine neue Wasserversorgung mit Tiefenbrunnen, eine neue Heizungsanlage für Scheitholz sowie ein neuer Zugang für die Gläubigen mit einer Vorhalle an der Kirche sollen auf der 900 Jahre alten Anlage entweder durch Sanierung oder Neubau erstehen. Als vordringlichste Aufgabe wird zunächst die Fertigstellung der Sakristei und des noch vor kurzem vom Einsturz gefährdeten Südflügels angesehen. Dort sollen nach dem ursprünglichen Zweck ein Refektorium im Erdgeschoss und Zellen für die Mönche im Obergeschoss entstehen. Sobald diese Aufgaben erledigt sind, wird eine Gruppe von rund sieben Mönchen die Räume endgültig bewohnen. Und zwar in der für die Benediktiner charakteristischen Art, der sogenannten »stabilitas loci«, was Beständigkeit des Ortes bedeutet. Die Mönche werden dann für immer in Reichenstein bleiben und arbeiten. Über den enormen Aufwand der notwendigen Sanierungsarbeiten geben sich die Benediktiner eigenen Angaben nach keinen Illusionen hin. Neben der Fertigstellung des Südflügels stehe auch noch die Sanierung des Eckbaus, ehemaliges Verwalterhaus, sowie der Anbau der Sakristei an die Kirche an. Diese sei ein Teil des Neubaus, der den Kreuzgang mit einschließe.
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Für diese Maßnahmen kommen nach Auskunft der Benediktiner Ausgaben in Höhe von 950.000 Euro auf die Ordensgemeinschaft zu. Die Wiederherstellung des Südflügels werde mit 760.000 Euro, der Neubau der Sakristei mit 70.000 Euro sowie die Sanierung des Eckhauses mit 120.000 Euro veranschlagt. Abzüglich der Eigenleistung und des erhofften Regelsatzes für die denkmalpflegerischen Maßnahmen vom Amt für Denkmalpflege im Rheinland brauche es Zustiftungen in Höhe von 695.000 Euro. Nur mit Spenden könne man die bewältigen. Immerhin hat das Amt für Denkmalpflege die angedachte Nutzung Reichensteins als Benediktinerkloster als »einen Idealfall dargestellt, wird doch die jahrhundertealte und zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgegebene Nutzung als Kloster wieder angestrebt«.
@ Internet
www.kloster-reichenstein.de
Originalartikel PDF
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