KLOSTER REICHENSTEIN - Das rund 800 Jahre alte Kloster Reichenstein zwischen Kalterherberg und Mützenich drohte völlig zu verfallen. Im Mai 2008 erwarben die Benediktiner vom französischen Kloster Bellaigue die alte Anlage von dem Rechtsanwalt Dr. Ernst Handschumacher, der sie 1971 kaufte, um dort Landwirtschaft zu betreiben. Heute hat er lebenslanges Wohnrecht im Hauptgebäude des ehemaligen Prämonstratenserklosters. Pater Peter Lang von der Priesterbruderschaft St. Pius X., der im Priorat St. Michael in Rheinhausen im Breisgau lebt, leitet die Renovierungsarbeiten und kommt immer wieder zum Kloster Reichenstein. Er war „im früheren Leben einmal Bau-Ingenieur“ und ist sich im Klaren darüber, dass die Renovierung noch 30 bis 50 Jahre in Anspruch nehmen wird und über Spenden Millionenbeträge aufgebracht werden müssen. „Was solls“, sagt er. „Wir wollen ja was zustande bringen. Wir haben die Allmacht Gottes auf unserer Seite.“ Sein Traum: Die ersten sechs Mönche sollen 2013 in Reichenstein einziehen.
Helmut Conrads aus Zehnstelle stellte den Kontakt zu Pater Lang her. Conrads ist mit Reichenstein eng verbunden durch seine Kontakte zu Karl-Heinz Engels, dessen Vater Hans dort früher ein Restaurant betrieb.
Mit den ersten Renovierungsarbeiten wurde im Mai 2010 begonnen. „Das dringendste Problem war die Notsicherung des Südflügels, der vom Einsturz bedroht war“, berichtet Pater Lang. Die Hälfte einer Wand war komplett herausgebrochen. Das wackelige Dach musste mit riesigen Balken gestützt werden. In Zusammenarbeit mit einem Architekturbüro aus Oberfranken und der Bauberufsgenossenschaft wurde die gefährliche Maßnahme geplant und umgesetzt. Nun steht das Dach praktisch auf Stützen. Der Südflügel kann wieder betreten werden, auch wenn man sich kaum traut, unter das gekrümmte Dach zu treten.
Die zweite große Baumaßnahme des vergangenen Jahres war die Renovierung der Dächer des Westflügels und des Melkerhauses. Beide Dächer waren zu einer Hälfte nur mit Plastikfolie abgedeckt und deshalb zu etwa 70 Prozent morsch. Inzwischen ist das Dach des Westflügels in Schuss. Wegen des frühen Wintereinbruchs konnte das Dach des Melkerhauses nur wasserdicht gemacht werden.
Sobald das Wetter es zuließ, wurde im Januar mit der Innenrenovierung des Melkerhauses begonnen, Die Holzdecken waren feucht und faul. Sie mussten komplett herausgerissen und erneuert werden. Pater Lang stellt sich vor, dass im Melkerhaus später einmal eine Bäckerei, Näherei und Wäscherei untergebracht werden. Das Dach wird mit Schiefer neu gedeckt. Der Innenausbau steht in den nächsten Monaten an, die Fenster müssen renoviert und der Außenputz erneuert werden.
Die Innenrenovierung des Verwaltungsgebäudes wurde ebenfalls in den Wintermonaten begonnen. Die Decke über dem ersten Obergeschoss wurde komplett freigelegt, um alle morschen Balken erneuern zu können. Danach wird eine Isolierung eingebaut und ein Dielenboden verlegt.
Dringend saniert werden muss das Dach des neuen Stalles. Der First ist durch den starken Schneefall im Winter beschädigt worden. In dem neuen Stall soll später ein Aufenthaltsraum für Pilger eingerichtet werden.
„Renoviert und saniert wird mit den traditionellen Baustoffen, die wir überall im Gebäude finden: mit Lehm, Kalk, Holz und Schiefer“, erklärt Pater Lang. „Die Bevorzugung dieser natürlichen Baustoffe liegt darin begründet, dass sie ein angenehmeres und besseres Wohnklima garantieren.“
An die Kirche, die früher bis zur Decke mit Heu gefüllt war, soll eine Sakristei angebaut werden. Pater Lang will im Herbst mit dem Bau beginnen. Daran sollen sich später ein Kreuzgang und ein Kapitel und Speisesaal anschließen. Im ersten Stock über diesen Bauten sollen die Zellen der Mönche eingerichtet werden.
Alle Arbeitsschritte müssen mit dem Denkmalamt abgestimmt werden. „Die Zusammenarbeit mit Dr. Monika Herzog ist sehr konstruktiv und wir können immer wieder von ihrer Erfahrung profitieren“, so Pater Lang. „Wir sind froh, dass das Denkmalamt die Baumaßnahmen finanziell unterstützt. Das ist aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Deshalb sind die Benediktiner auf die Großzügigkeit von Spendern angewiesen. Pater Lang: „Bisher können wir nur feststellen, dass das Echo in der Eifel im ganzen deutschsprachigen Raum gut ist.“ Es steht nicht fest, wann die ersten Mönche kommen. Der Zeitpunkt wird zum einen vom Kloster Bellaigue festgelegt, zum anderen davon, wann der Südflügel ausgebaut ist. |