Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Liebe Gläubige!
Unser Vater Dom Angelus wollte die Klostergründung, die hier in Reichenstein vorbereit wird, unter den Schutz der Allerseligsten Jungfrau Maria stellen im Geheimnis ihres Unbefleckten Herzens, also ihres innerlichen Lebens.
Zweimal lädt uns das Evangelium ein, die Sammlung und den Geist des Gebetes Mariens zu betrachten, wenn es uns daran erinnert, dass sie das Andenken der Gnaden Gottes und der Taten des Jesuskindes in ihren Herzen bewahrte:
Lk.II. 19 „Maria bewahrte sorgsam all dieses Erinnerungen bei sich und betrachtetet sie in ihrem Herzen“.
So kurz er auch sein mag, dieser Hinweis ist wertvoll. Und es ist nicht verwegen, daraus zu schließen, dass das Leben der Jungfrau Maria von Gebet, von der Beschauung, von der Vereinigung mit Gott beherrscht war, ein beständiges innerliches Fortschreiten zu den Höhen des mystischen Lebens, ein Leben ganz in Gott verborgen und wahrhaft himmlisch.
Sie ist wahrhaft himmlisch. Sie ist wahrlich die Königin der Beschaulichen, die Mutter der Mönche.
Die Bewohner von Bethlehem lernten die wunderbaren Ereignisse, die die Geburt Christi umgaben, durch die Hirten kennen. Sie haben sie bewundert und dann - so scheint es – vergessen.
Maria aber konnte sie nicht vergessen, da sie mit ihrem ganzen Sein ins Geheimnis der Menschwerdung, das sich auf Erden zu verwirklichen begann, eingebunden war.
Sie war in dieses Geheimnis eingebunden
• durch ihre Berufung,
• durch ihre Schenkung,
• durch ihre Weihe.
Berufung: Von Ewigkeit her hatte Gott sie ausersehen, die Mutter Seines Sohnes zu sein, und er hatte ihr ihre Berufung durch die Vermittlung des Erzengels Gabriel bekannt gemacht., der sie um ihre Zustimmung bat. Und die Jungfrau Maria hatte „Ja“ gesagt.
Schenkung: So verwirklichte sie die Ganzhingabe ihrer Person an das Fleischgewordene Wort mit einer Weiheformel die gewissermaßen alle religiösen Profess, die seitdem abgelegt wurden, beinhaltet:
Lk.I,38 „Siehe ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort“.
Die Muttergottes ist „in der Ordnung der hypostatischen Union“ - also in der Vereinigung der göttlichen und der menschlichen Natur in der Person Christi bei seiner Menschwerdung - „auf geheimnisvolle Weise mit der ganzen Heiligsten Dreifaltigkeit verwandt“. Pius XII.
Weihe: Ihre Weihe ist einzigartig, da ihre Würde und ihre Heiligkeit nach Christus die erhabenste ist, die jemals existiert hat.
So ist die Heilige Jungfrau unter ihrem Titel des Unbefleckten Herzens die Mutter, die Meisterin und das Vorbild all derer, die durch die religiöse Profess den Stand der evangelischen Vollkommenheit ergreifen.
Warum weiht man sich eigentlich Gott durch die religiöse Profess?
Vor allem und in jedem Fall um ihm anzugehören und um ihn zu verehren durch ein Leben des Gebetes. Das genügt. Dazu brauchen keine besonderen Werke wie die das Unterrichten oder die Krankenpflege kommen.
Das Gebet macht den Mönch, es stellt sein Hauptwerk dar.
Nach Kassian „besteht die ganze Vollkommenheit des Mönches im unermüdlichen Ausharren im Gebet“.
Das monastische Leben beinhaltet das Gebet nicht wie eine Beschäftigung unter anderen.
So zieht alles in unserer heiligen Regel darauf ab, dem Mönch zu ermöglichen, die Fülle des Gebetes, die Reinheit des Herzens zu erlangen.
„Die ist der Fall“ sagt uns derselbe Kassian, „wenn alles, was wir lieben, alles, was wir ersehnen, alles, was wir ersehnen, alles, was wir denken, alles was wir sehen, alles was wir erhoffen, nichts als Gott ist“.
Wenn also der Mönch keine gewöhnliche, menschliche Aufgabe als seine eigene betrachtet, - äußer er wäre durch gewisse Umstände dazu verpflichtet, - dann deswegen, weil eben das Gebet seine eigentliche Beschäftigung bleibt.
Die Jungtrau Maria ist, nach Christus, das große Vorbild dieses Lebens des Gebetes der Mönche. Im gewissen Sinne gilt es, eher Maria als Jesus Christus nachzuahmen, da unser Herr Jesus sich immer der seligen Anschauung erfreute, wählend unser Leben des Gebetes, unser beschauliches Leben, wesentlich vom Glauben lebt, wie bei unserer lieben Frau, die glückselig gepriesen wurde für ihren Glauben:
Lk,I,45: „Glückselig bist du, da du geglaubt hast, derfn das, was dir vom Herrn gesagt wurde, wird sich erfüllen“.
So erscheint uns die Allerseligste Jungfrau Maria als Betende im höchsten Grade, das vollkommene Vorbild des beschaulichen Lebens, soweit dies in einem sterblichen Leibe geführt werden kann.
Wenn nach unserem seligen Vater Benedikt Christus der wahre König ist, für den die Mönche kämpfen, so ist Unsere Liebe Frau die Königin.
Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er ihr in Maria seinen Sohn gegeben hat und nicht aufhört Ihn durch sie zu geben. Die Jungfrau ist jene einzigartige Kreatur, deren Durchsichtigkeit das ganze Licht Gottes durchlässt, ohne etwas davon zurückzubehalten, ohne etwas hinzuzufügen, außer dieser Milde, die seinen Glanz unseren kranken Augen verhüllt.
Jesus ist die Quelle, die Jungfrau Maria der Brunnen, zu dem wir kommen, um zu schöpfen, in der Vertrautheit der Königin des Beschaulichen lernen die Mönche das Wort Gottes zu hören, die göttlichen Geheimnisse der Liturgie zu betrachten und in ihrem Herzen zu erwägen; sie erneuert in ihnen den Frieden Gottes, die Blüte des inneren Schweigens und sagt ihnen immer wieder von Neuem, dass sie die Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung ist.
Wir weihen ihrem Unbefleckten Herzen unsere zukünftige Gründung von Reichenstein.
Dieses Haus ist das Ihre und wird es immer bleiben.
Möge die Königin der Kontemplativen den Mönchen, die es bewohnen werden, ein wahrhaftig beschauliches Leben gewähren, würdig der wahren Söhne des Heiligen Benedikt. Möge sie ihnen immerfort zugegen sein mit all ihrer Güte und all ihrer Macht als Mutter Gottes. Amen.
Fr. Placidus, O.S.B.,
Prior
Übersetzung: P. Bernhard |