sp
spacer spacer
Logo-Banner-u
sp

sp

 

spacer
sp
sp

Der Hl. Benedikt, Patriarch der Mönche des Abendlandes

sp
aus „Das Leben der Heiligen Gottes“ von P. Otto Bitschnau, OSB, Prof. und Kapitular des Benediktinerstiftes Einsiedeln, 1881
sp
Europa hat vielleicht nie eine jammervollere und hoffnungsärmere Zeit gesehen, als das 5. Jahrhundert. Das weströmische Reich, welches 200 Millionen Menschen unter sein Zepter gebeugt hatte, war von den Barbaren in Trümmer zerschlagen. Keiner von den Fürsten, welche sich diese gewaltige Beute teilten, war katholisch. Die Heilige Kirche selbst war befleckt von Irrlehren und Spaltungen, und oft genug gaben Mönche und Weltpriester das ärgerliche Beispiel eines unordentlichen Lebenswandels. Die kleine Zahl wahrer Katholiken seufzte in Angst und Bangen zum Allerbarmer um Hilfe. Mitten in dieser finsteren Trübsal im Jahre 480 wurde zu Nursia in Italien ein Knäblein – Benedikt – aus sehr vornehmer Adelsfamilie geboren; gerade dieser Benedikt war der Gesegnete,
sp
  • welcher dem Ordensstande die endgültige Form gab und ihm die Vollkommenheit des christlichen Lebens auf fester Regel einpflanzte,
  • welcher mit seinen Legionen von Mönchen und Heiligen für das Reich Jesu Christi die ausgedehntesten Eroberungen machte,
  • in den rohen Völkern christliche Bildung zu herrlicher Blüte entwickelte und
  • der Arbeit wie der Wissenschaft ihre religiöse Weihe und Liebenswürdigkeit mitteilte.
sp

Die Eltern schickten ihren an Geist und Gemüt reichen Sohn zur standeswürdigen Ausbildung nach Rom; aber das wüste Treiben und sittenlose Leben der studierenden Jugend im Schmutze gemeiner Sinnlichkeit ekelte sein unschuldiges Herz und seinen edlen Willen zu sehr an, dass er in Tränen vor Gott liegend um Rettung aus diesen Gefahren flehte.

Vom Heiligen Geiste angetrieben, flüchtete sich Benedikt – erst 16 Jahre alt – aus Rom, eilte den Appenin zu und kletterte in die fast unzugänglichen Gebirgsschluchten hinauf. Unterwegs begegnete er einem Einsiedler, dem hl. Roman, welcher ihm das raue, aus Tierfellen gemachte Eremitenkleid gab und von Zeit zu Zeit Brot zu bringen versprach. Der bisher so vornehm erzogene Novize bewohnte nun eine finstere Höhle, hoch über einer senkrechten Felsenwand gelegen, die nie ein warmer Sonnenstrahl erleuchtete, und der duftende Weihrauch seines inbrünstigen Gebetes, verbrannt auf dem Feuer erbarmungsloser Abtötung und Selbstverleugnung, stieg empor zum Throne Gottes, der da stark ist in den Schwachen. Furchtbar versuchte ihn der Teufel und umgaukelte ihn mit den lebhaftesten Vorstellungen und reizendsten Bildern sinnlicher Vergnügen und wollüstiger Freuden, so dass sein Fleisch aufgeregt und sein Geist verwirrt wurde. Allein dem jungen Helden wuchs mit der Gefahr auch der Mut; halb entkleidet stürzte er sich in einen stechenden Dornbusch und wälzte sich so lange in demselben, bis er am ganzen Leibe eine Wunde und das unreine Feuer der Begierlichkeit mit dem eigenen Blute ausgelöscht hatte.

Nach drei Jahren fügte es Gott, dass Benedikt von einem Priester entdeckt, von den Leuten jener Gegend in ihren Herzensanliegen viel besucht und wegen seiner hilfreichen Tröstungen weithin berühmt wurde. Mehrere Mönche, die bei Tivoli ohne bestimmte Regel und Ordnung lebten, baten ihn dringendst, ihr Abt zu werden. Seine Demut weigerte sich lange, ihnen diese Bitte zu gewähren. Endlich nachgebend führte er sie mehr durch sein Beispiel als durch Worte auf den schmalen Weg des Heiles, ermunterte sie zu beharrlichem Stillschweigen, zu nützlicher Arbeit, zu eifrigem Gebet und opferwilliger Selbstverleugnung. Allein seine väterliche Sorge wurde misskannt, seine Liebe verschmäht, seine Klugheit gehasst; die entarteten Mönche wollten sich der Zucht und Ordnung nicht fügen, ihre Abneigung steigerte sich bis zum Mordplan – sie mischten ihm Gift in den Wein. Benedikt segnete – wie gewohnt – den Wein und – die Schale zersprang. Nun schied er wehmütig von den Undankbaren und eilte seiner geliebten Höhle zu; aber er fand die Einsamkeit nicht mehr; denn von allen Seiten kamen Schüler in solcher Menge, dass er, um sie unterzubringen, in der Nähe seiner Höhle zwölf Klöster errichtete und die Oberleitung übernahm. Bald brachte ihm auch das Zutrauen des römischen Adels seine Söhne zur religiösen und wissenschaftlichen Erziehung.

Herrlich entwickelte sich das junge, frische Leben seiner Pflanzung, an den Früchten seiner Arbeit und Sorge hatte der Himmel sein Wohlgefallen; aber auch der Neid und Hass der Hölle entbrannte wider ihn. Ein schlechter Priester aus der Nähe strengte die ganze Kraft seiner Bosheit an, die Stiftung des Heiligen zu vernichten. Zuerst versuchte er es mit Verleumdungen, dann mit Gift und zuletzt, weil er weder der Ehre, noch dem Leben Benedikts schaden konnte, durch teuflische Angriffe auf die Unschuld seiner jungen Zöglinge. Der gotterleuchtete Abt befreite sich und die Seinigen von dieser rasenden Feindschaft dadurch, dass er mit einigen Schülern südwärts auswanderte und auf dem Monte Casino an der Stelle eines uralten Apollo-Tempels ein Kloster baute, welches das segensreichste und berühmteste des katholischen Erdkreises geworden ist.

Hier schrieb er – um das Jahr 530 – seine Regel, das bewunderungswürdige Gesetzbuch christlicher Vollkommenheit und Maßhaltung, voll englischer Weisheit und menschenfreundlicher Liebe. Diese Regel vereinigt Ernst und Milde, Strenge und Nachsicht so harmonisch, dass sie die Starken in ihrem Eifer nicht lähmt, die Schwachen wegen ihrer geringen Leistung nicht entmutigt; sie ordnet jedes Kloster zu einer wahrhaft christlichen Familie und bestimmt, dass die Mönche in ihrem Abt (Vater) durch kindlichen, freudigen Gehorsam Christum selbst ehren; dass sie untereinander sich durch aufrichtige Bruderliebe erbauen, dass sie durch Gebet und Betrachtung der Lauheit, durch fleißiges Arbeiten dem Müßiggang, durch Fasten der Sinnlichkeit, durch Gemeinschaftlichkeit des Besitzes den Launen der Selbstsucht siegreich widerstehen.

Benedikt selbst war die lebendige Regel durch sein Vorbild; aus seinem ganzen Wesen leuchtete eine sanfte Majestät, eine heitere Würde, eine mitfühlende Nächstenliebe; mit der vollendeten Herrschaft über sich selbst, über sein Gefühl und Temperament schien ihm Gott auch die Herrschaft über die Körper- und Geisterwelt gegeben zu haben, denn er heilte verschiedene Krankheiten, erweckte Tote zum Leben, trieb die bösen Geister aus den Besessenen, entschleierte die verborgensten Gedanken der Menschen und weissagte zukünftige Ereignisse. Seine Autorität war eine so überwältigende, dass der Ostgotenkönig Totila, der stolze Besieger der Römer, von der Neugierde, den so berühmten Mönch zu sehen, auf Monte-Casino hinaufgetrieben wurde. Beim ersten Anblick warf er sich vor ihm nieder und erhob sich erst vom Boden, als Benedikt ihn aufrichtete. Dieser kriegerische Barbarenfürst hörte in Demut auf seine freimütige Strafrede und von der Stunde an befleckte er sein tapferes Siegesschwert mit keiner Ungerechtigkeit mehr.

Im Anfang des Jahres 543 sagte Benedikt sein nahes Lebensende den Brüdern voraus und das Zeichen, durch welches er den in der Ferne Weilenden seinen Tod anzeigen werde. Von einem Fieber befallen, ließ er am sechsten Tage der Krankheit in der Kirche das für sich schon längst bereitete Grab, in welchem bereits seine heilige Schwester Scholastika ruhte, öffnen, sich dorthin führen, empfing die himmlische Wegzehrung und starb stehend in den Armen seiner Söhne – die Hände zum Himmel erhoben und ein letztes Gebet auf den erblassten Lippen. Stehend sterben – war der ehrenvolle Tod, wie es sich geziemte für diesen gewaltigen Streiter Gottes!

Am gleichen Tage hatten zwei Mönche – weit voneinander getrennt – die gleiche Vision: Sie sahen eine unzählbare Menge Himmelslichter, die, in der Richtung nach Osten von Monte-Casino bis zum Himmel reichend, eine Art Lichtstraße bildeten, und hörten eine Stimme: „Dies ist der Weg, auf welchem der von Gott geliebte Benedikt zum Himmel aufgestiegen ist.“ Und welch glänzendes Gefolge umgibt heute diesen einzigartigen Mann, welches Heer von Tugendhelden, Päpsten, Bischöfen, Missionaren, Lehrern, welche sich freuen, seine Jünger gewesen zu sein!


   
Navi-Fuss
01s
shadow-u 01-Schatten-e